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Kontrollierte Atmosphäre: Auch der Bienenstock ist 100% AtmoSAFE

Memmert hat sich in die Honigbiene verliebt. Aus diesem und vielen anderen Gründen unterstützen wir das Hobos-Projekt, das dieses wunderbare und für die Erde unersetzliche Lebewesen Schülern und Studierenden auf der ganzen Welt näherbringen soll.

Jede Biene dieses Projektes wird in einem Memmert Konstantklimaschrank HPP geboren. In einem Interview sprach Professor Jürgen Tautz von der BEEgroup der Würzburger Julius-Maximilians-Universität daher mit AtmoSAFE exklusiv über die Beeonics in Laborgeräten.

 

Memmert: Herr Professor Tautz, Sie halten weltweit vor Entwicklern und Industriemanagern Vorträge über Beeonics. Was verbirgt sich hinter diesem launigen Wortspiel?

Jürgen Tautz: Der Begriff Bionik beschreibt ja schon lange das Bestreben, den Erfindungsreichtum der Natur in technische Innovationen umzusetzen. Die Beeonics zeigen nun speziell die Anwendungsvielfalt, die das faszinierende System Honigbiene, also ihre Anatomie, ihr Verhalten und ihre soziale Struktur, für den Menschen bereithält. Denken Sie nur einmal an eine Bienenwabe. Die Biene umschließt mit möglichst wenig Baustoff sehr viel Raum und gleichzeitig ist Material mit einer Wabenstruktur unglaublich stabil. Sie könnten sich auf eine Bienenwabe stellen, ohne sie kaputtzutreten. Ein perfektes Prinzip, auf dem viele Verbundmaterialien beruhen. Ein zweites Beispiel: Die Art und Weise, wie Bienen Wärme erzeugen und wie diese sich in den Bienenwaben ausbreitet, ist für die technische Wärmedämmung von Gebäuden interessant. Übrigens isolieren die Bienen ihren Bienenstock, indem sie die Honigvorräte im äußeren Bereich einer Wabe lagern.

Memmert: Auch jeder Wärmeschrank muss ja über eine Isolierung verfügen, um die Temperatur im Innenraum möglichst präzise zu regeln und gleichzeitig den Energieverbrauch niedrig zu halten. Bei unserem ersten Kennenlernen haben Sie uns mit den Worten überrascht, auch ein Bienenstock sei ein AtmoSAFE.

Jürgen Tautz: Nun, ich hatte mich auf das Versprechen in Ihrer Mission bezogen, jedes Memmert-Laborgerät sei 100% AtmoSAFE. Ich bin ja der Meinung, dass es die Honigbiene ist, die die Atmosphäre besonders präzise kontrollieren kann. (lacht)

Memmert: Wir teilen den Titel 100% AtmoSAFE gerne mit den Bienen, wenn Sie uns noch genauer erklären, welche Analogien Sie da sehen.

Jürgen Tautz: Die Verhältnisse in einem Wärmeschrank kommen der Atmosphäre in einem Bienenstock am nächsten. Auch Bienen sorgen für kontrollierte Atmosphäre. Sie können die Temperatur im Nest, beziehungsweise in den einzelnen Brutzellen, bis auf 0,1 °C genau regeln, um ihre „Schwestern“ mit unterschiedlichen Fähigkeiten für ihre späteren Aufgaben in der Bienengemeinschaft auszustatten. Daher müssen wir den Bienennachwuchs, den wir speziell beobachten möchten, in einem Wärmeschrank ausbrüten, der die gleiche Genauigkeit und Sensibilität bei der Temperierung besitzt.

Memmert: 0,1 °C? Das ist erstaunlich. Der Wärmeschrank besitzt zur Messung Temperatursensoren aus Platin. Wie misst die Biene die Temperatur?

Jürgen Tautz: Auch Bienen haben Temperatursensoren. An ihren Fühlern sitzen ungefähr 20.000 Sinneszellen. Einige davon können Temperaturunterschiede bis zu einer Genauigkeit von 0,02 °C messen. Die Fühler der Honigbiene besitzen präzise Temperatursensoren mit einer Genauigkeit von 0,02 °C
Wenn wir die Anatomie der Honigbiene betrachten, finden wir übrigens noch eine Anwendung für die Beeonics. Die Heizerbienen, die für die Beheizung der Brutzellen im Bienenstock zuständig sind, heizen im Brustbereich bis auf eine Temperatur von fast 44 °C auf, der Hinterleib bleibt dabei kühler. Diese Regelung der Körpertemperaturverteilung erfolgt über den Wärmeaustausch der schleifenförmig angeordneten Blutgefäße zwischen Vorder- und Hinterteil.

Memmert: Nach dem gleichen Prinzip sind die Heizschlangen in fast allen Memmert-Geräten rund um den Innenraum angeordnet.

Jürgen Tautz: Stimmt genau. Durch die schleifenförmige Anordnung vergrößert sich sowohl bei der Biene, als auch im Wärmeschrank die Oberfläche für den Temperaturaustausch. Ein höchst effizientes und zeitsparendes Verfahren. Zusätzlich nutzt die Biene das sogenannte Gegenstromprinzip, das auf genial einfache Weise einen großen Temperaturunterschied höchst effizient aufrecht erhält.

Memmert: Herr Professor Tautz. Wir danken Ihnen für diesen kurzweiligen Ausflug in die Beeonics.

 

Nähere Informationen zur BEEgroup und zum Hobos-Projekt gibt es auf www.beegroup.de und auf www.hobos.de