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Trocknen von Blattgold im Trockenschrank

Noris Blattgold in 5. Generation und Memmert in

3. Generation als Familienunternehmen geführt, sind zwei Schwabacher Traditionsfirmen, die vieles gemeinsam haben. Bei der Produktion von Blattgold treffen beide aufeinander.

Aus gutem Grund bezeichnet sich die Stadt Schwabach als Goldschlägerstadt. Im Hochmittelalter war die nahe gelegene freie Reichsstadt Nürnberg ein berühmtes Zentrum der Metallbearbeitung gewesen. Aus den Werkstätten der Waffen- und Rüstungsschmiede, Goldschmiede, Uhrmacher, Drahtzieher und Feinmechaniker ging kunstvoll gefertigte Handwerkskunst auf den großen Handelsstraßen nach ganz Europa. Über die Gründe, warum die Blattgoldschläger sich letztendlich vor allem in Schwabach niederließen, so dass im 19. Jahrhundert 70 % der Bevölkerung in Goldschlägerwerkstätten arbeiteten, kreisen verschiedene Legenden. Eine besagt, es läge am trockenen Klima, das Blattgold zur Herstellung braucht, eine andere, die strengen Auflagen der Nürnberger Handwerksverordnung hätten die Goldschläger aus Nürnberg unter anderem nach Fürth und Schwabach vertrieben. Es steckt wohl ein bisschen Wahrheit in jeder der Geschichten. Heute ist vor allem bemerkenswert, dass die letzten fünf verbliebenen Blattgoldfabriken Deutschlands allesamt in Schwabach angesiedelt sind. Mit über hundert Mitarbeitern ist Noris Blattgold die größte.

Eine Oase der Blattgoldschlägerei

Herrlichkeit und Pracht von historischen Kirchen, Schlössern und Gemälden gingen ohne Blattgold verloren und auch in der modernen Architektur, Gartengestaltung oder Kunst ist das zeitlose Edelmetall unverzichtbar, weil durch nichts zu ersetzen. Aus diesem Grund sind vor allem Restauratoren, Rahmenhersteller, Kirchenmaler, Kunstmaler und Architekten Kunden für das weltweit einzigartig umfassende Sortiment von Noris Blattgold: Blattgold in 32 verschiedenen Farben, Rollengold, Pudergold, Muschelgold, all das noch einmal in Silber, Werkzeuge, Lacke und sogar essbares Gold und Silber. Armin Haferung, in der 5. Generation verantwortlich für die Führung des 1876 gegründeten Unternehmens, ist der letzte Goldschlägermeister, der in Deutschland freigesprochen wurde und so wird Noris Blattgold in Zukunft wohl so etwas wie eine Oase sein, in der die jahrhundertealte Tradition des Blattgoldschlagens weitergelebt, weitergegeben und natürlich in puncto moderner Anlagentechnik weiterentwickelt werden wird. 

Blattgold heute: jahrhundertealte Tradition und moderne Technik

Das Verfahren der Blattgoldherstellung hat sich seit dem Mittelalter kaum verändert. Nach dem Legieren von hochreinem Gold mit den streng geheimen, exakt ausgewogenen Zutaten bei über 1200 °C werden 4 cm breite Barren gegossen. Abhängig von der Rezeptur und dem Schlagwerkzeug entstehen so poetische Farben wie Versailles-Gold, Grüngold dunkel und Mondgold oder reines Gold mit 24 Karat. Geht man mit Armin Haferung durch die Produktion bei Noris Blattgold, sieht und hört man die moderne Technik natürlich vor allem bei den Walzwerken, die die Goldstangen in 0,007 mm dünne Folienbänder pressen sowie bei den Schlagautomaten, in denen das eigentliche Schlagen, im Gegensatz zur Handarbeit des Mittelalters, vollautomatisch erfolgt. Aus den Goldfolienbändern zugeschnittene Goldfolienquadrate von 16 Quadratzentimetern werden zwischen Kunststoffblätter gelegt und in Lagen von 2.000 Blättern auf 196 Quadratzentimeter Fläche geschlagen. Am Ende besitzt das hauchfein geschlagene Blattgold noch eine Stärke von 0,007 Millimeter. Dagegen erscheint ein menschliches Haar mit einer Stärke zwischen 0,04 und 0,1 Millimetern wie ein grobes Hanfseil.

Während eines Rundgangs durch die Produktionsräume von Noris Blattgold begegnet man mit Memmert noch einem anderen Schwabacher Traditionshersteller. Walzen und Schlagen der Goldfolie erfolgen in mehreren Durchgängen, daher muss das geschlagene Material in Trockenschränken mehrere Tage bei Temperaturen zwischen 52 °C und 85 °C getrocknet und zwischengelagert werden. Auch das Kreidepulver, das auf den Trennblättern dafür sorgt, dass das Blattgold nach dem Schlagen wieder sauber vom Untergrund abgetrennt werden kann, wird in Memmert Trockenschränken aufbewahrt. Trotz der kraftvollen Maschinen ist die Blattgoldschlägerei nach wie vor viel Handarbeit. Keine Maschine hätte das notwendige Feingefühl, um das Blattgold wie eh und je in quadratische Büchlein zu je 25 Blatt Seidenpapier zu legen, bevor es sich auf seine weite Reise macht.

AtmoSAFE bedankt sich bei Armin Haferung, Geschäftsführer von Noris Blattgold, sowie dem Fotografen Salvatore Giurdanella für die freundliche Unterstützung bei der Erstellung dieses Artikels. Das Bild des „Goldenen Daches“ auf dem Schwabacher Rathaus wurde von Irene Ramspeck fotografiert.